There will come soft rains

There Will Come Soft Rains
16.02.–15.04.2018

Für den modernen Menschen erweist sich das Erleben bestimmter Szenarien oftmals als ein wirksames Medium zur Eröffnung neuer Perspektiven auf sich und seine Gegenwart. Anknüpfend daran erprobt die Ausstellung There Will Come Soft Rains (1) einen besonderen Erfahrungskontext, indem sie eine fiktive Zeitreise initiiert. Eine Gruppe von internationalen KünstlerInnen begibt sich hierbei in das Jahr 2318, wo sie auf eine neuartige Welt ohne menschliche Spezies trifft.

Ausgehend von diesem Zeitsprung untersuchen die KünstlerInnen Marcela Armas, Carolina Caycedo, Julian Charrière, Andreas Greiner & Tyler Friedman, Jeronimo Voss und Pinar Yoldas im Rahmen neu konzipierter Installationen die Eigenheiten einer non-humanen Welt. Orientiert sich das Ausstellungsdisplay in seiner Inszenierung von Themenräumen dabei in loser Weise an der typologischen Präsentationsform von Naturkundemuseen, so verkehrt die Ausstellung den darin üblicherweise vollzogenen Rückblick auf historische Epochen jedoch in einen spekulativen Ausblick auf die Zukunft. Darüber hinaus umfasst die Ausstellungssituation zugleich einen separaten Projektionsraum, in dem filmische Arbeiten von Hicham Berrada, Galina Leonova, Uriel Orlow, Mario Pfeifer und Superflex präsentiert werden. Das Filmprogramm nähert sich anhand aktueller Themen aus Ökologie, Gesellschaft und Politik in assoziativer Weise dem dystopischen Potenzial unserer Gegenwart an und erkundet damit die möglichen Ursachen für ein zukünftiges Verschwinden der Menschheit.

Grundlegende Fragestellungen zum Umgang mit unserer Umwelt, die Beziehung zwischen Kunst und Wissenschaft sowie das spätkapitalistische Selbstverständnis des Menschen bilden innerhalb der Ausstellung wiederkehrende Momente der künstlerischen Auseinandersetzungen. Durch spekulative und poetische Erweiterungen von existierenden Entwicklungen spüren die Arbeiten zugleich den tieferliegenden Verbindungslinien zwischen Zukunft und Gegenwart nach. Dadurch stellen sie die positiven wie auch negativen Einschreibungen einer möglichen Welt ohne Menschen zur Disposition.

Das anthropozentrische Denken der Vergangenheit setzt sich innerhalb unserer Gegenwart nicht zuletzt auf vielfältige Weise in den aktuellen Spekulationen über hybride Lebensformen und virtuelle Erweiterungen fort. Mit dem Szenario einer non-humanen Welt möchte die Ausstellung There Will Come Soft Rains über diesen Standpunkt hinausblicken. So wird das Konzept im selben Moment als eine offene Reflexion über Formen des Zusammenlebens abseits der menschlichen Dominanz lesbar. Doch welches alternative Denken über eine zukünftige Welt lässt sich durch die Negierung der menschlichen Perspektive anstoßen? Und sind darin neue Strukturen und Symbiosen vorstellbar, die als positiver Anknüpfungspunkt für den aktuellen Handlungshorizont des Einzelnen dienen?

1) Der Titel There Will Come Soft Rains referiert auf das gleichnamige Gedicht von Sara Teasdale, welches erstmals 1918 im Harper’s Magazine veröffentlicht wurde.

Exhibition View

Soft Rains – 
Superflex, Flooded McDonald´s, 2009, Installation view basis 2018, Foto: Günther Dächert
Soft Rains – 
Uriel Orlow, Remnants of the Future, 2010, Installation view basis 2018, Courtesy the artist and Lux, London, Foto: Günther Dächert
Soft Rains – 
Mario Pfeifer, #blacktivist, 2015, Installation view basis 2018, © Mario Pfeifer and Flatbush ZOMBIES' Blacktivist, 2015, Courtesy the artist and KOW, Berlin, Foto: Günther Dächert
Soft Rains – 
Galina Leonova, Air, 2014, Installation view basis 2018, Foto: Günther Dächert
Soft Rains – 
Galina Leonova, Air, 2014, Installation view basis 2018, Foto: Günther Dächert
Soft Rains – 
Hicham Berrada, Celeste, 2014, Installation view basis 2018, Courtesy the artist and Kamel Mennour, Paris, Foto: Günther Dächert
Soft Rains – 
Pinar Yoldas, Ecosystem of Excess, seit 2013, Installation view basis 2018, Foto: Frithjof Kjer
Soft Rains – 
Marcela Armas, TSINAMEKUTA, 2018, Installation view basis 2018, Foto: Frithjof Kjer
Soft Rains – 
Marcela Armas, TSINAMEKUTA, 2018, Installation view basis 2018, Foto: Frithjof Kjer
Soft Rains – 
Jeronimo Voss, Kassandras Höhle, (Fortlaufende Serie), seit 2018, Installation view basis 2018, Foto: Günther Dächert
Soft Rains – 
Julian Charrière, Iroojrilik, 2016, und Pacific Fiction, 2016, Installation view basis 2018, Copyright the artist and VG-Bild, Foto: Günther Dächert
Soft Rains – 
Julian Charrière, Pacific Fiction, 2016, Installation view basis 2018, Copyright the artist and VG-Bild, Foto: Günther Dächert
Soft Rains – 
Carolina Caycedo, Esto no es agua / This is not water, 2015 und Foresight Filaments, 2018, Installation view basis 2018, Courtesy the artist and instituto de visión, Bogotá, Foto: Frithjof Kjer
Soft Rains – 
Photo credit: Andreas Greiner & Tyler Friedman, The Molecular Ordering Of Computational Plants, 2018, Installation view basis 2018, Courtesy the artists and innogy Stiftung, Essen, and Galerie Dittrich & Schlechtrim, Foto: Nathalie Zimmermann

Artists

Marcela Armas
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Hicham Berrada
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Carolina Caycedo
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Julian Charrière
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Tyler Friedman
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Andreas Greiner
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Galina Leonova
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Uriel Orlow
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Mario Pfeifer
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Superflex
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Jeronimo Voss
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Pinar Yoldas
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Superflex (DNK)
„Flooded McDonald's“

Superflex ist ein 1993 gegründetes Kollektiv, welches sich aus den dänischen Künstlern Jacob Fenger (* 1968), Rasmus Nielsen (* 1969) und Bjørnstjerne Reuter Christiansen (* 1969) zusammensetzt. Sie hinterfragen in ihren Arbeiten sowohl herrschende Machtsysteme wie auch Prozesse der Globalisierung und das Potenzial künstlerischer Praxen innerhalb unterschiedlicher sozialer Bereiche. Durch provokative politische Initiativen hat die Gruppe in der Vergangenheit bereits internationale Aufmerksamkeit erregt. So rief sie beispielsweise 2017 eine Kampagne für die Aufnahme Palästinas in den „Eurovision Song Contest“ ins Leben oder entwickelte in Zusammenarbeit mit brasilianischen Bauern einen Energy Drink namens „Guaraná Power“. 2017 präsentierten die Künstler ein voll funktionsfähiges medizinisches Equipment in einer Ausstellung, welches anschließend an ein Krankenhaus in der Stadt Salamiyah im Westen Syriens versandt wurde. Bei einem Verkauf der Arbeit erhält der Sammler als entsprechenden Gegenwert ein Foto von diesem Post-Readymade in der ursprünglichen Ausstellung.