Die künstlerische Praxis von Uriel Orlow zeichnet sich durch einen recherche- und prozessorientierten Ansatz sowie die wiederkehrende Verwendung der Medien Film, Fotografie, Zeichnung und Sound aus. Anhand dieser entwirft er multimediale Installationen, in denen er unterschiedliche Bildregime und Narrationsformen miteinander in Beziehung setzt. Im Zentrum seines inhaltlichen Interesses steht hierbei seine Auseinandersetzung mit verdeckt existierenden Mikro-Historien, deren ortsspezifische und räumliche Einschreibungen er innerhalb seiner Werke offenlegt und untersucht.

Remnants of the Future
Das im Jahr 2010 von Uriel Orlow produzierte Video Remnants of The Future nähert sich dem verlassenen Wohnungsbauprojekt „Mush“ in der nordarmenischen Stadt Gjumri an. Dieses wurde 1988 von der sowjetischen Regierung initiiert, um den Opfern des Erdbebens von Spitak eine neue Lebensgrundlage auf Basis des Konzepts des „kommunalen Wohnens“ bereitzustellen. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 kamen die dortigen Arbeiten jedoch abrupt zum Erliegen und die geplante Siedlung befindet sich seither in einem Zustand der Unabgeschlossenheit und des steten Verfalls. Anhand zahlreicher dokumentarischer Sequenzen spürt Orlows Video den besonderen Eigenheiten dieses Kontextes nach und hält im Zuge dessen die langsame Rückeroberung der Gebäude durch die Natur sowie den einsiedlerhaften Alltag der wenigen noch in dieser Umgebung ansässigen Menschen fest. Auf vielschichtige Weise wird die Siedlung „Mush“ dadurch als einer jener verlorenen Orte lesbar, die ihr Dasein an einem scheinbar blinden Punkt abseits des spätkapitalistischen Versprechens auf Wohlstand und Fortschritt fristen. Dieser von Perspektivlosigkeit, Stillstand, Armut und Flucht gekennzeichneten Situation setzt Urlow schließlich eine neue Alternative entgegen, in der sich die gescheiterten Ideen der Vergangenheit mit der fiktiven Vorwegnahme einer utopischen Zukunftsvision verbinden.